Biography

Michael Thonet (1796-1871) hat mit der Entwicklung neuartiger Verfahren zum Biegen von schichtverleimten und massivem Holz internationale Designgeschichte geschrieben.  Mit seiner zukunftsweisenden Erfindung schuf er ab 1856 die Voraussetzungen für die industrielle Massenproduktion und setzte neue Massstäbe für Formensprache und Herstellungsprozesse in der Möbelproduktion. 

Er ist Begründer der Firma Gebrüder Thonet. 1819 als Möbeltischlerei in Boppard (Deutschland) gegründet, firmierte die Unternehmung 1853 im Rahmen der Geschäftsübergabe an die Söhne in Gebrüder Thonet um. Sitz der Firma war inzwischen Wien. Der Gründung der ersten Möbelfabrik 1857 in Koritschan (heute Tschechische Republik) folgten bis 1880 fünf weitere Werke in Osteuropa und der Aufbau eines internationalen Vertriebsnetzes.

Bereits 1859 wurde der berühmte und bisher meistgebaute Bugholzstuhl, das Modell Nr. 14 lanciert. Es war die Idee der Thonets, einen günstigen Konsumsessel zu produzieren, der für breite Bevölkerungsschichten wie auch gewerbliche Zwecke nützlich und erschwinglich war. Das in fünf Einzelteile zerlegbare Modell wurde zum Prototyp des modernen Industriedesign und zu einer Ikone der Designgeschichte.

Für den Entwurf ihrer Bugholz-Modelle arbeiteten Gebrüder Thonet ab der Jahrhundertwende mit namhaften Architekten wie Otto Wagner und Otto Prutscher zusammen. Ab 1922 kamen im Zuge der Fusion mit der Firma Mundus Modelle von Adolf Loos und Josef Hoffmann hinzu.

Das Möbelprogramm wurde ab Ende der 1920er Jahre um Stahlrohrmodelle erweitert. So erwarb die Firma die Rechte an Entwürfen von z.B. Mart Stam, Le Corbusier, Ludwig Mies van der Rohe, Marcel Breuer oder Anton Lorenz. Die international operierende Thonet-Mundus Gruppe wurde Ende der 1930er Jahre aufgelöst.

1945 erfolgte die Neugründung der Gebrüder Thonet durch Georg Thonet in Frankenberg (Deutschland). Das 1953 vom MOMA New York ausgezeichnete Unternehmen fimiert seit 2006 unter dem Namen "Thonet".  

Literatur:
Bangert, A. und Ellenberg, P.: Thonet Möbel, Bugholz-Klassiker von 1830 - 1930, W. Heyne Verlag, München, 1997.
Kries, M., Fehlbaum, R., von Vegesack, A.: Atlas des Möbeldesigns, Vitra Design Museum, Weil am Rhein, 2019.